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Wenn verzeihen nicht funktioniert

miriamhalter

Seit Jahren sage ich von mir, mein Rucksack ist gut gepackt und verarbeitet. Das stimmt auch. Jetzt komme ich in eine weitere Tiefe. Da ist ein Fach, das verschliesse ich immer doppelt, nachdem ich mal wieder einen kleinen Blick hinein gewagt habe um kurz zu sehen, was es noch mit mir tut.


Klar, es tut jedes mal ganz viel mit mir, sonst würde ich es nicht doppelt verschliessen. Aber nur mit diesem doppelten Verschluss fühle ich mich sicher. Er gibt mir nicht nur Sicherheit, er gibt mir Abstand, ein "Ich hab es ja wieder versucht" um mir selbst zu sagen, dass ich ja daran arbeite und dann raubt er mir auch ganz viel Energie um nach vorne zu blicken.


Ich habe also diesen Verschluss wieder mal geöffnet. Und ich habe etwas da raus genommen. Die Erkenntnis, dass ich diesem Menschen noch nicht verziehen habe. Ich bin schon lange nicht mehr wütend - aber noch weit weg vom Verzeihen. Denn wenn ich verzeihen würde, hiesse das - ja was hiesse das denn für mich? Und genau da breche ich in Tränen aus und muss mir eingestehen, dass ich mich selbst für meinen Wunsch verachte. Ich verachte mich dafür, dass ich einem Menschen verzeihen möchte, der so viel Leid in mein Leben gebracht hat. Ich verachte mich, weil ich selbst davon denke, dass es nicht normal ist - nach so vielen Hürden dem Menschen zu verzeihen, der die meisten Hürden aufgebaut hat. Und was denken dann meine Liebsten? JA DIE SPINNT DOCH! HAT DIE NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK?


Was würde ich einer Freundin sagen? "Wow, du bist so stark. Ich bewundere dich und finde es toll, dass du so zu dir stehen kannst. Und hei, Verzeihen heisst nicht, dass du mit diesem Menschen nun zusammensitzen musst. Du kannst verzeihen und trotzdem den Abstand halten. Seih nicht so böse mit dir, du musst dich nicht verachten, es ist definitiv eine riesen Stärke und wird dir viel Energie geben um in deinem Leben wieder einen Schritt vorwärts zu kommen."


Diese Verachtung darf beachtet und beleuchtet werden. Ich möchte mich nicht selbst verachten weil ich darüber nachdenke, was andere denken und wie sie mich deshalb sehen werden. Voller Dankbarkeit nehme ich meine wohlwollenden Worte die ich einer Freundin mitteilen würde an und werde meinen Prozess weiter gehen.


Was ich dir hier beschreibe, kennen viele Careleaver. Menschen, die sich entschieden haben oder für die entschieden wurde, dass ein Heim oder eine Pflegefamilie unterstützender ist auf ihrem Lebensweg. Es ist nicht nur eine Frage der Loyalität und Liebe. Es ist Familie.

Was ist also normal und was nicht? In tiefem Vertrauen, Miriam


 
 
 

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